Der insektenfreundliche Garten
Nicht nur die Bienen, sondern generell Insekten, haben es dieser Tage nicht leicht. Seit vielen Jahren in Folge geht die Anzahl von Insekten weiter zurück- und dies sind längst nicht einfach nur Schädlinge. Was das zur Folge hat, aber vor allem, wie wir alle ohne großen Aufwand etwas dagegen tun können, das erklärt Veronika, Bloggerin von PflanzenTanzen.de, in diesem Artikel.
Dramatischer Insektenschwund
Es ist stiller geworden im Garten. Das Summen und Brummen, das Sirren und Knistern, das Zirpen und Rascheln sind deutlich leiser als noch vor wenigen Jahren. Erstmals bestätigen Untersuchungen,
was aufmerksamen Beobachtern bereits seit Längerem auffällt: Die Anzahl der Insekten ist in Deutschland in den letzten dreißig Jahren rapide zurückgegangen. Der Agrarreport 2017 des Bundesamtes
für Naturschutz stellte fest, dass sich die Biomasse der Fluginsekten seit 1989 um bis zu 80 Prozent verringert hat. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen müssen wir rasch handeln, um das
Insektensterben aufzuhalten.
Die industrielle Landwirtschaft gilt als einer der Hauptverursacher des großen Insektensterbens. Nicht nur sogenannte Schädlinge fallen den großflächig ausgebrachten Pestiziden zum Opfer, sondern
auch unzählige andere Insekten. Die riesigen Monokulturen, das Schwinden der Windschutzgürtel und Randstreifen und der exzessive Einsatz von Düngemitteln führen zu einem Verlust der natürlichen
Lebensräume. Auch der Klimawandel und die zunehmende Lichtverschmutzung tragen ihren Teil dazu bei, dass immer weniger Insekten unter uns leben.
Als essenzieller Bestandteil eines intakten
Ökosystems sind Insekten für unsere Umwelt von enormer Bedeutung. Ihr Beitrag zur Bestäubung vieler Wild- und Kulturpflanze ist unverzichtbar. Darüber hinaus bilden Insekten die
Nahrungsgrundlage für unzählige Tierarten und kümmern sich als Zersetzer um die Beseitigung von Tierkadavern und um den Abbau von abgestorbenen Pflanzen. Bestimmte Insektenarten gelten als
Nützlinge, die helfen, die Schädlinge in Schach zu halten. Nimmt die Anzahl der Insekten weiterhin so drastisch ab, kippt das ökologische Gleichgewicht.
Weil es einfach unerträglich lange dauert, bis die Politik endlich Maßnahmen setzt und wohl noch viel länger, bis die konventionelle Landwirtschaft endlich zur Besinnung kommt, sollte jeder
Einzelne von uns etwas zur Rettung der Insekten beitragen. Mit unserem Einkaufsverhalten können wir die Agrarpolitik indirekt beeinflussen. Wer einen Garten oder Balkon besitzt, kann selbst die
Initiative ergreifen und seinen Outdoorbereich Schritt für Schritt in ein Refugium für Insekten verwandeln. Hier finden Sie Tipps, die sich leicht und schnell im Hobbygarten umsetzen lassen.
Fangen Sie gleich damit an!
Helfen Sie mit!
Mit der „Insektenwelt“-App von NABU kann
man die am häufigsten vorkommenden Insekten bestimmen, kartieren und gleich melden.
Keine Chemie im Garten
Pestizide – allen voran die Neonicotinoide – töten Insekten. Deshalb muss im Privatgarten um jeden Preis auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Es gibt unzählige andere
Möglichkeiten, Ihre Nutz- und Zierpflanzen gesund zu halten. Wählen Sie robuste und von Natur aus widerstandsfähigen Pflanzen und achten Sie auf ausreichend große Pflanzabstände. Selbst gemachte
Pflanzenjauchen stärken die Gewächse und helfen, Schädlinge abzuwehren. Setzen Sie auf Mischkultur und Fruchtwechsel um ihre Kulturen vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen.
Verwenden Sie ausschließlich organische Düngemittel und überdüngen Sie die Pflanzen nicht. Auch der Kauf von Bio-Saatgut ist eine wichtige Maßnahme zur Rettung der Insekten. Herkömmliche Samen
sind oft insektizidgebeizt und damit schädlich für unsere sechsbeinigen Gartenbewohner.
Insektenfreundliche Pflanzen
Es gibt Pflanzen, die Insekten scharenweise anlocken, andere hingegen sind für die kleinen Sechsbeiner völlig uninteressant. Die opulenten Blütenköpfe vieler gefüllt blühenden Rosen, Pfingstrosen, Dahlien etc. begeistern uns mit ihrer verschwenderischen Schönheit. Insekten jedoch haben gefüllte Blüten nicht viel zu bieten. Die unzähligen Kronblätter hindern die hungrigen Bestäuber am Vordringen ins Blüteninnere. Meist gibt es hier auch gar keinen Pollen und kaum Nektar zu holen. Pflanzen Sie daher möglichst viele ungefüllt blühende Pflanzen.
Achten Sie darauf, dass die ganze Gartensaison über stets einige Gewächse in Blüte stehen. Frühblüher helfen Bienen und Hummeln durch die kargen ersten Monate des Jahres. Werfen Sie zur Inspiration einen Blick in unseren Blühkalender für den bienenfreundlichen Garten.
Lebensraum für Insekten
Ein naturnaher Garten zieht Insekten magisch an. Kurz gemähter Rasen umgeben von einer Thujenhecke hingegen bietet weder Nahrung noch Unterschlupf. Lassen Sie die Natur in den Garten, damit sich Ihre grüne Oase nach und nach mit Leben füllen kann. Folgende Maßnahmen machen Ihren Garten zu einem wahren Insektenparadies:
1) Blühende Inseln im Rasen
Sterile Rasenflächen sind Ödland für Insekten. Pflanzen Sie Krokusse, Winterlinge, Schneeglöckchen und Blausterne im Rasen. Verzichten Sie auf häufiges Rasenmähen oder mähen Sie den Rasen nicht ganz so tief, sodass Gänseblümchen, Löwenzahn und Klee zur Blüte kommen können. Lassen Sie in einigen Bereichen blühende Inseln stehen, sie sind ein tolles Rückzugsgebiet für Insekten.
2) Trockenmauer & Steinhaufen
Trockenmauern erwärmen sich schnell und sind somit ideal für Wärme liebende Insekten. Sie bieten Schutz und Unterschlupf und dienen vielen Arten als Winterquartier.
3) Totholz
Totholz steckt voller Leben! Abgestorbene Baumstämme und Äste sind eine unverzichtbare Nahrungsquelle für viele Insektenarten. Totes Holz zieht holzfressende Käfer an und ernährt die Larven etlicher Fliegen- und Mückenarten. Wildbienen und solitären Wespen dient es als Nistplatz. Lassen Sie unbedingt einige größere Holzstücke im Garten liegen. Sie können auch Holzstapel errichten und zusätzlich Reisig anhäufen.
4) Bunte Wildsträucherhecke
Heimische Wildgehölze sind eine Bereicherung für jeden Garten. Sie bieten unzähligen Insekten, Vogelarten und kleinen Wildtieren Unterschlupf und Nahrung. Der herrliche Blütenreigen dauert vom
Frühjahr bis weit in den Sommer hinein und macht Bienen, Wildbienen und Hummeln einfach glücklich. Ersetzen Sie Ihren Gartenzaun durch eine wilde Hecke oder geben Sie Ihrem Garten mit einigen
insektenfreundlichen Wildsträuchern Struktur.
Kornelkirsche, Schlehdorn, Felsenbirne, Weißdorn, Holunder, Berberitzen und Heckenrose tragen Früchte, die auch für uns Menschen genießbar sind. Naschen Sie die Wildfrüchte direkt vom Strauch oder kochen Sie köstliche Wildfruchtmarmeladen daraus.
5) Gartenteich
Ein kleiner Gartenteich ist der Traum vieler Hobbygärtner. Doch nicht nur Zweibeiner wissen Wasserstellen im Garten zu schätzen. Ein solches Miniatur-Biotop lässt die Artenvielfalt im Garten förmlich explodieren. Auch Insekten, die nicht direkt am Wasser leben, freuen sich über eine Wasserstelle, an der sie ihren Durst löschen können.
6) Nisthilfen
Viele insektenfreundliche Maßnahmen wie Totholzstapel und Trockenmauern zielen darauf ab, den unterschiedlichen Arten neben Nahrung auch Nistmöglichkeiten zu bieten.
Hier sind drei weitere Optionen, eine Kinderstube für Insekten zu schaffen:
Offene
Sandflächen
Einige Wildbienenarten nisten am liebsten im Boden. Sandige Bodenstellen, die nicht bearbeitet werden sind dafür optimal. Sie können auch mit Flugsand gefüllte Tontöpfe anbieten, die Sie an einem
sonnigen und trockenen Standort im Garten platzieren.
Markhaltige Stängel
Maskenbienen, manche Mauerbienen und Keulhornbienen nutzen gerne markhaltige Pflanzenstängel zum Brüten. Zweige von Brombeere und Himbeere, Stängel von Königskerzen, Disteln und Sonnenblumen sowie verholzte Triebe von Heckenrosen und Weinreben sind dazu besonders gut geeignet. Befestigen Sie einige dieser Stängelstücke senkrecht am Zaun oder schneiden Sie abgeblühte Königskerzen oder Sonnenblumen ab, sodass die Wildbienen an Ort und Stelle in den verbliebenen Teil des Stängels einziehen können.
Nistkästen
Fertige Nistkästen sind zwar nicht immer optimal gestaltet, doch sie sind ein guter Anfang und eine ideale Lösung für den Balkon. Wer Zeit und Lust hat, kann auch selbst einen Nistkasten zusammenstellen. Füllen Sie dazu eine Holzkiste aus dem Baumarkt mit verschiedenen selbst gemachten Nisthilfen. Anregungen dazu finden Sie hier.
Nachtruhe im Garten
Solarlampen als Gartenbeleuchtung liegen zurzeit im Trend. In den Augen vieler Gartenbesitzer sind sie eine energiesparende und umweltfreundliche Möglichkeit, den Outdoorbereich an lauen Sommerabenden zu erhellen. Doch die nächtlichen Lichtspender haben auch Ihre Schattenseiten. Sie stören den natürlichen Rhythmus vieler Insekten und lassen sie so lange um die Lichtquelle schwirren, bis sie völlig erschöpft verenden.
Außerdem macht es der helle Schein der Laternen den Feinden der kleinen Sechsbeiner leicht. Verwenden Sie daher Gartenleuchten, die sich ausschalten lassen, sobald Sie ins Haus gehen. So können auch die Gartenbewohner nachts zur Ruhe kommen.
Insektenfreundliche Zonen
Wer sich nicht dazu entschließen kann, den gesamten Garten naturnah zu gestalten, hat die Möglichkeit, erst einmal einzelne Bereiche insektenfreundlich gestalten. So locken Sie viele Nützlinge in Ihre grüne Oase, von denen alle Pflanzen profitieren.
Wilde Ecke
Sie müssen wie gesagt nicht den gesamten Garten verwildern lassen, um die Insekten glücklich zu machen. Erklären Sie einfach eine oder mehrere Bereiche zum Naturschutzgebiet. Dort wird der Rasen maximal zwei Mal jährlich gemäht. In der wilden Ecke sind Unkräuter ausdrücklich erlaubt. Errichten Sie kleine Holzstapel und Steinhaufen und lassen Sie im Herbst das Laub liegen.
Insektenfreundliches Beet
Wer erst einmal klein beginnen möchte, kann ein insektenfreundliches Beet anlegen. Gestalten Sie die vorgesehene Fläche so, dass vom zeitigen Frühjahr bis weit in den Herbst hinein stets einige Pflanzen in Blüte stehen. Berücksichtigen Sie dabei die Bedürfnisse der verschiedenen Insektenarten. Schmetterlinge saugen gerne Nektar aus den Blütenkelchen von Sommerflieder, Phlox und Skabiosenflockenblumen.
Hummeln fliegen ganz besonders auf Röhrenblüten, Schwebfliegen hingegen lieben Doldenblüten. Es gibt aber auch einige Pflanzen, die eine Vielzahl an bestäubenden Insekten betören: Kräuter wie Lavendel, Thymian, Salbei, Oregano, Ysop und Borretsch sowie Kugeldisteln und Blaunesseln sind heiß begehrt, wenn sie in Blüte stehen.
Insektenfreundlicher Balkon
Wer keinen Garten hat, kann die Insekten einfach auf seinen Balkon einladen. Einige Maßnahmen lassen sich auch auf kleinstem Raum umsetzen. Pflanzen Sie insektenfreundliche Blumen und Kräuter in Balkonkästen. Petunien, Ringelblumen, Vergissmeinnicht und Kapuzinerkresse sowie Lavendel, Bohnenkraut und Oregano sind hier eine gute Wahl. Kleinwüchsige Gehölze wie Johannisbeeren, Felsenbirnen und Zwergobstbäume gedeihen auch in Kübeln.
Frühblüher wie Winterlinge, Schneeglöckchen, Schlüsselblumen, Blausterne und Krokusse entzücken Zwei- und Sechsbeiner bereits im zeitigen Frühjahr. Kletterpflanzen wie Wilder Wein oder Clematis runden das Bild ab. Ein Nistkasten und eine flache Schüssel mit Wasser sorgen dafür, dass sich die Insekten auf Ihrem Balkon rundum wohlfühlen.
Fazit
Setzen Sie sich für den Fortbestand der Insekten ein, damit auch nachfolgende Generationen dem Konzert der Grillen lauschen können. Damit wir weiterhin das Glitzern und Schillern der Käfer und
Libellen im Sonnenlicht bestaunen, das beruhigende Summen der Bienen und Hummeln genießen und uns am bunten Gaukeln der Schmetterlinge freuen können.
Hier erfahren Sie mehr:
https://pflanzentanzen.de/tipps-guides/bienenfreundlicher-garten/
Weiterführende Quellen: